Das 40 Grad UrbanArt-Festival fand bisher drei Mal in Düsseldorf statt und zog internationale Künstler sowie viele Zuschauer an. In diesem Jahr sollte nach Holthausen und der Innenstadt eigentlich Flingern der Host des Festivals werden, die Location schien ideal: Ein leeres Haus auf der Ackerstrasse Ecke Lindenstrasse, das sogenannte „Legloshaus“ wurde gefunden, und hier sollte den Herbst über allerlei stattfinden – doch dazu kam es leider nicht. Trotzdem gibt es sichtbare Änderungen am Haus.
Ein Grund für flingern.net, einmal bei Klaus Martin, einem der Initiatoren, genauer nachzuhaken.

Das Leglos-Haus an der Linden- Ecke Ackerstraße mit einem großen Wandbild von Tom Brane.

F: Was hattet Ihr eigentlich im Rahmen des 40Grad-LEGLOS-Hauses so alles geplant?

Das leerstehende Wohnhaus Ecke Acker-/Lindenstraße wäre zum 40grad-LEGLOS-Haus umgestaltet worden. Über 100 Künstler hatten sich angemeldet um jeden einzelnen Raum dieses 9-Etagigen Gebäudes zu gestalten. Unter den angemeldeten Künstlern waren sowohl zahlreiche Düsseldorfer vertreten, aber wie auch bei den vorangegangenen Festivals waren auch internationale Größen unter den Akteuren. Die unteren Etagen waren für Schul- und Jugendgruppen reserviert.
In dem angrenzenden Bürokomplex hätten täglich bis zu zehn unterschiedliche Workshops stattfinden sollen. Hier hätten alle interessierten unterschiedliche Techniken kennen und einstudieren können, um selbst aktiv zu werden – frei nach dem Motto LEGLOS.
Im Keller des Komplexes wäre ein Indoor-Skatepark – zeitlich passend zur Deutschen Skate Meisterschaft in Düsseldorf entstanden.
Der Innenhof war für einige Veranstaltungen reserviert: So sollte hier u.a. das 5 Elements Festival, das 40,5 jährige Jubiläum von Farbfieber und mehrere weitere Veranstaltungen stattfinden. Bands wie Betrayers of Babylon oder die Balkonien gang, Djs wie Penny und Killa Calles, so wie Lichtinstallationen und Chill-areas waren vorbereitet.

F: Und warum konnte dies nicht stattfinden?

Wir sind mit dem Haus in Anwohnerauseinandersetzungen geraten. Letztlich wurden wir mit Anträgen überhäuft, die wir zum Teil abwenden bzw. erfüllen konnten. Der dann, für ein Abrisshaus anstehende Baunutzungsänderungsantrag war letztlich mit solch enormen Hürden versehen, die wir sowohl zeitlich als auch finanziell nicht stemmen konnten.

F: Offensichtlich tut sich ja doch etwas an dem Haus, zumindest sichtbar von aussen. Was habt Ihr realisieren können?

Da wir uns ja nun mit der Fassaden-Erhaltungssatzung auseinandergesetzt hatten, und wir dafür vom Stadtplanungsamt grünes Licht bekommen hatten, stand der eingeschränkten Gestaltung der Fassade nichts im Wege. Den aus Freiburg eingeladenen Künstler Tom Brane wollten wir auch gerne auf der Fassade sein Bild zum Thema Kinderrechte malen lassen – und nicht nur wir freuen uns sehr darüber, dass wir zumindest dieses Statement hinterlassen konnten.
Der untere Teil gestaltete sich in der weiteren Planung schwieriger. Wir haben es für schwierig erachtet, einigen Künstlern, die für den unteren Teil der Fassade vorgesehen waren (ebenso den Innenhof), die Möglichkeit zu geben diese zu gestalten – und allen anderen nicht. So haben wir uns letztlich dafür entschieden den unteren Teil von den beiden jungen Mitorganisatoren Jan&Marcel mit den Namen aller beteiligter Personen zu gestalten.

F: Wie steht es um öffentliche Unterstützung bei der Realisierung eines solch großen internationalen Festivals?

Wie immer sind die finanziellen Ressourcen eng, speziell, wenn es darum geht möglichst viele Mitwirkende zu beteiligen und zu vernetzen. So ist man immer – was zum Teil auch diese Veranstaltungen auszeichnet – auf ehrenamtliche Unterstützung und ein Höchstmaß an Improvisation angewiesen.
Das 40grad-LEGLOS-Haus wird vollkommen über eine Projektfinanzierung ‚Jugendkulturland NRW‘ des Landschaftsverbandes Rheinland LVR und das Jugendamt der Landeshauptstadt Düsseldorf finanziert.
Der Rückhalt in der Abteilung Jugendförderung für dieses Vorhaben war schon enorm groß.

F: Wie war denn die Resonanz aus dem Viertel?

Roboter im Eingangsbereich des Leglos-Haus

Täglich haben wir vor dem Haus unsere Biertischgarnitur aufgebaut und zahlreiche Anwohner fragten nach dem weiteren geschehen rund um das Haus. Viele Menschen kamen trotz der Absage und machten Fotos von Tom Branes Wandbild und taten ihre Begeisterung kund. Speziell die Kinder von der angrenzenden Montessori-Grundschule waren von den gesprühten Robotern begeistert und machten mit ihnen täglich neue Selfies.

F: Und wie geht’s weiter? Was habt Ihr noch vor?

Tja, wie geht es weiter – im Moment haben wir das leerstehende Gebäude (ehemals Landesamt für Datenverarbeitung) auf der Grafenberger Allee im Fokus und hoffen noch in diesem Jahr dort ein 40grad-LEGLOS-Haus zu realisieren. Die Anfrage läuft… aber das dauert. Andernfalls wird es schwierig: Eine Projektfinanzierung ist immer jährlich gebunden, das heißt, Gelder die bis zum Jahresende nicht verausgabt sind – verfallen. Um diese jedoch für z.B. weitere Wände, die wir nun mehrfach angeboten bekommen haben, zu nutzen oder wieder die LEGLOS-Werkstatt auf der Kiefernstraße zu eröffnen – muss erst einmal der LVR sein OK geben.

Wir danken Klaus Martin für das Gespräch und wünschen viel Erfolg!
(TR)