Arrividerci Italien, Bonjour Frankreich! Nach sechs Wochen Italien machen wir uns mit ein wenig Wehmut und einer gehörigen Portion Respekt im Gepäck auf nach Frankreich: Kaum zu glauben, aber wir Beide waren bis auf ein Wochenende in Paris oder dergleichen noch nie hier, und die französische Sprache ist mir, übrigens nach wie vor, suspekt, weil das, was die Leute sprechen aber auch jar nüscht mit dem zu tun hat, was sie schreiben… Doch sollten wir an Frankreich als Reiseziel gezweifelt haben, lächelt spätestens der Inhaber des ersten Campingplatzes, den wir in Plats, nördlich von Lyon, nahe Mauve, ansteuern, diese kleine Wolke über der perfekten Urlaubsstimmung einfach weg. Bruno, vielleicht Anfang 50, schlank, gebildet und ein Mann mit Charisma, betreibt seit zwei Jahren zusammen mit seiner sehr sympathischen Frau Cathrine, diesen paradiesischen Flecken Erde: hoch auf dem Berg, mitten in der Ardeche, um die Ecke vom L’Hermitage mit seinen teuren Trauben, zwischen Wald, Feldern und mit 1a Blick auf San Romain de Lerps.
Und wir tauchen schnell ein in diese herrliche Aussteiger-Romantik: füttern die Esel mit den Resten der vom Baum gefallenen Kirschen, lauschen dem Blöken der wenige Wochen alten Lämmer, stopfen uns voll mit den gerade reifen Früchten vom Maulbeerbaum und lassen uns morgens unser Croissant von Bruno an den Bus bringen. Unser Sohn „reitet“ auf der 20 Jahre alten Stute Agathe sein erstes Trab; Bruno führt das Pferd höchstpersönlich, nachdem er zur Hängematte geritten gekommen ist, um den Kleinen mit ner echten Cowboy-Kulisse aus seinem Mittagsschlaf zu wecken. Hammer! Wir kaufen keinen L’Hermitage, weil zu teuer und nach Brunos Meinung überschätzt, sondern fahren nach einer Mini-Verköstigung in seiner Campingplatz-Bar an den saftig-grünen Wiesen vorbei nach Mauve zu Bernhard Gripa, und erfreuen uns den Rest der Reise am roten Saint Joseph – unser Dortmunder Weinkenner würde sagen: saulecker!
Ach, ich könnte noch weitere Dutzend Dinge aufzählen, die mich in meiner ersten Woche Frankreich zu naiven Träumereien wie „Isch mach auch nen Campingplatz“ angestiftet haben… Dabei ist dieses Ausstiegsszenario natürlich alles andere als irgendein Campingplatz. Beseelt von einem Mann, von dem meiner sagt, „der macht alles, was er macht, genau aus einem Grund: weil er es für richtig hält“, und verortet in einem wie liebevoll in dieses landschaftliche Paradies reingezeichneten Hof, fügen sich die max. 20 Camper harmonisch ein in die heile Welt des absolut untypischen Campingplatz-Managers. Noch bevor sich der erste Camper seine Zähne geputzt hat, hat der schon seine Esel von der einen auf die andere Wiese gelockt, die Blätter vom Pool gesammelt und unten in Mauve Nachschub von Gripa sowie die Baguettes für seine menschlichen Draußen-Leber besorgt. Ganz wirklich. Kein Traum. Schade, dass wir nach ein paar Tagen schon weiter müssen…Au revoir Bruno!